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2.1.2 Wie funktioniert das Internet?
Das ist natürlich eine Frage, die sich im Rahmen dieser Einführung nicht
erschöpfend beantworten lässt. Doch das Prinzip des Internets ist ziemlich
einfach.
Das Internet transportiert Daten in Paketform. Jedes Datenpaket (IP-Paket)
besteht aus folgenden Teilen:
- Einer "Verpackung", die bei allen Paketen gleich ist. Da ein Datenpaket
keine Kartonschachtel, sondern eine Folge von Zeichen ist, wird die
Verpackung "Header" (Kopf) genannt und besteht aus den ersten Zeichen des
Datenpakets. Im "Header" jedes Datenpakets steht u.a. seiner Zieladresse und sein
Absender. Diese zwei Adressen sind
Internet-Nummern oder eben IP-Nummern und werden als 4 Zahlen, getrennt
durch Punkte, dargestellt:
z.B. "192.43.42.41".
- Einem "Inhalt", das sind die Daten, die übertragen werden sollen. Woraus
der Inhalt besteht, das ist dem Internet egal. Einzig der Umfang pro Paket ist
beschränkt. Grössere Datenmengen müssen daher in viele einzelne
Pakete verpackt
werden.
- Einer Prüfsumme, anhand der festgestellt werden kann, ob das Paket
vollständig ist, oder etwa auf dem Weg Schaden genommen hat (z.B. durch
Leitungsstörungen verzerrt wurde).
Um Daten über das Internet zu verschicken, müssen sie also in solche Pakete
verpackt werden. Das ist die Aufgabe des sendenden Computers (z.B. Ihr PC oder Mac).
Auf der anderen Seite packt der empfangende Computer die Pakete wieder aus.
Dazwischen liegt das Internet.
Nun ist das Internet nicht einfach ein einheitliches Gebilde, sondern
ein Zusammenschluss von verschiedensten Netzwerken und Datenverbindungen. Die
Pakete, die an einem Ort eingespiesen werden, werden deshalb kaum je direkt
befördert, sondern durchlaufen eine grosse Anzahl von Stationen, sogenannte
"Router". Ein Router ist eine Art
Vermittlungsstelle. Er nimmt Internet-Pakete von verschiedenen Richtungen entgegen,
und leitet
sie je nach Bestimmungsort an verschiedene Richtungen weiter. Da für die
Verbindungsstrecken zwischen den Routern ganz unterschiedliche Leitungen zum Einsatz
kommen, müssen die IP-Pakete oft noch einmal speziell "eingepackt" werden,
um über ein Netz transportiert zu werden, das nicht für IP-Pakete ausgelegt ist.
(Jedes Netz hat seine eigene Art, Daten zu verpacken, darum sind solche Mehrfach-Verpackungen von Daten gang und gäbe).
Um das zu illustrieren, verfolgen wir einmal den Weg eines Datenpakets von
Ihrem PC, der über Modem ans Internet angeschlossen ist
bis zu einem Mac in den USA, der auf dem Tisch eines Mitarbeiters der Firma X steht:
- Ihr PC packt seine Daten in ein IP-Paket ein und
versieht es mit der IP-Nummer des Empfängers.
- Da ihr PC nicht direkt am Internet angeschlossen ist, muss das Paket über das
Modem zu Ihrem Internet-Provider
geschickt werden. Bereits dafür muss es ein zweites Mal passend verpackt werden:
zum Transport über Modem-Strecken gibt es ein spezielles
Protokoll namens
PPP
(Point to Point Protocol), das ein eigenes Paket-Format hat. Die Daten sind nun also
bereits doppelt verpackt.
- Bei Ihrem Internet-Provider erreicht das PPP-Paket den ersten Router. Dieser
packt das IP-Paket aus der PPP-Hülle aus. Zur Weitervermittlung muss das Paket nun
auf das Ethernet-LAN (Lokales
Netzwerk) in den Räumen des Providers. Vorher muss es aber noch mit der Adresse seiner
nächsten Zwischenstation versehen werden. Dann wird das Paket wiederum neu verpackt,
diesmal mit einer Ethernet-Verpackung.
- Auf dem Ethernet erreicht das Paket nun den zweiten Router, der das lokale
Netzwerk des Internet Providers über eine Standleitung mit einem grösseren
Internet-Knoten
verbindet. Dieser entfernt die Ethernet-Verpackung, bringt die
Adresse der nächsten Station an und packt
das IP-Paket so ein, dass es zum Internet-Knoten verschickt werden kann.
- Der Internet-Knoten packt das Paket wieder aus, und ermittelt anhand der
Zieladresse die nächste Station. Vielleicht ist das bereits ein Rechner in den USA,
vielleicht ist eine weitere Station dazwischen. Wieder wird die neue Adresse
angebracht, eine passende Verpackung gemacht und die Reise geht weiter, über einen
Backbone (Rückgrat, gemeint ist eine
Haupt-Verbindung zwischen grossen Internet-Knoten).
- Irgendwann (normalerweise nur Sekundenbruchteile nach dem Absenden), landet das Paket
auf dem Internet-Router der Firma X. Dieser schaut die Zieladresse an
und stellt fest, dass das Paket zu einem Mac im firmeninternen Netz geschickt werden
muss, welches wieder ein Ethernet ist. Das IP-Paket wird also nochmals in eine
Ethernet-Verpackung gehüllt und zum Empfänger-Mac geschickt.
- Der Empfänger-Mac entfernt die Ethernet-Verpackung und hat nun das IP-Paket
vor sich, so wie es auf Ihrem PC abgeschickt wurde. Erst jetzt wird das IP-Paket
geöffnet und die Daten erreichen ihren Bestimmungsort.
In Wirklichkeit ist der Ablauf eher noch komplizierter. Absprachen zwischen
Routern über Verbindungswege, die dauernde Überprüfung, ob das Paket Schaden genommen
hat und entsprechende Massnahmen, um das Paket nochmals fehlerfrei zu übermitteln
(im Gegensatz zu Postpaketen können die Router IP-Pakete vor dem Weiterschicken kopieren,
für den Fall, dass eines nicht oder defekt ankommt) kommen dazu.
Das Prinzip ist aber immer dasselbe: Ein Paket wird von Router zu Router
weitergegeben, bis es seinen Bestimmungsort erreicht. Wenn eine direkte Verbindung ausfällt,
so finden die Router meistens einen Umweg, auf dem das Paket befördert werden kann, vielleicht
langsamer, aber es kommt an.
So konnte das globale Internet durch die Vermittler- und Umpack-Dienste der Router
aus dem Zusammenschluss verschiedenster Netze entstehen. Das Internet ist so wirklich
ein Netz, ein ziemlich chaotisches sogar, bestehend aus unterschiedlichsten "Fäden"
als Verbindungen und dauernd in Veränderung. Das Ziel der ursprünglichen
Gründer ist damit erreicht: Das Internet ist kaum zu unterbrechen; wenn irgendwo
ein Knotenrechner ausfällt, so sind sehr schnell Notfall-Verbindungen über andere
Knoten und Leitungen eingerichtet und der Datenfluss geht weiter. Vielleicht
kommen sich die Intitianten vor wie der Zauberlehrling: Das Netz, das sie riefen,
werden sie nun nicht mehr los...
© 1995,1996, echo.ch & Internet Café Klubschule Migros Aargau/Solothurn
Autor: Lukas Zeller (email: luz@zep.ch)
Der Autor freut sich über Anregungen und Kommentare zu dieser Internet-Einführung!
Letzte Änderung: Freitag, 12. Januar 1996, Lukas Zeller
URL: http://www.echo.ch/edu/klubschuleag/kurs4B.htm